Die Wisente sind zurück im Rothaargebirge. Seit etwa zwei Jahren sogar in freier Natur, theoretisch nur im Wittgensteiner Land. Tatsächlich erdreisten sich die Rindviecher allerdings, die Grenzen des benachbarten Hochsauerlandes immer mal wieder mit Hufen zu treten. Im Schmallenberger Sauerland sorgen sie dann mit ihrem regen Appetit auf Baumrinde regelmäßig für Ärger. Aber damit können sich andere rumschlagen.
Ich habe die ablehnende Haltung der Sauerländer von Anfang an nicht wirklich nachvollziehen können. Ganz im Gegenteil – seit Monaten gibt es da diesen Vorsatz, den urigen Kolossen einen Besuch abzustatten. Und nun auch noch einen neuen Wisentpfad zwischen Jagdhaus und Wingeshausen…
Vorweg: Wir haben auf dem rund 13 km langem Rundweg leider keinen Wisent gesehen. Trotzdem gibt’s für diese sogenannte Rothaarspur eine Empfehlung. Gestartet sind wir in Wingeshausen. Von da geht’s eigentlich bis ins Schmallenberger Örtchen Jagdhaus immer bergauf, fast immer über seichte Steigungen. Vor allem zwischen Wingeshausen und der Wisent-Hütte bewegt man sich dabei meistens auf einem idyllischen Waldpfad, der zunächst durch dichte Fichten- und später durch freundlichere Laubwälder führt. Kurz vor Erreichen der Wisent-Hütte lichtet sich das Areal. Dort kann man einen Abstecher in die Wisent-Wildnis machen. Das kostet zwar Eintritt, dafür steigen die Chancen einen Wisent live zu sehen aber (vermutlich) deutlich. Denn in diesem eingezäunten Areal vergnügt sich die zweite Wisent-Herde. Wir waren nicht drin, werden das aber ganz sicher noch nachholen.
Stattdessen gab’s für uns Kaltgetränke und Snacks vor der Wisent-Hütte. Kleine „Warnung“ vorweg: Statt Latte-mit-sonstwas-Kaffee-Getränken gibt’s hier nur „stinknormalen“ Filterkaffee, statt Sahnetorten nur „schnöden“ Blechkuchen. Denn die Wisent-Hütte versorgt sich autark mit Strom und Wasser. Diese widrigen Umstände sorgten bei einem Rentner-Quartett (Anfahrt mit dem Auto) neben uns für lautstarke Verstimmungen…
Hinter der Wisent-Hütte geht’s bis zum Rothaarkamm weiter bergauf. Dort wird man mit einigen tollen Panoramablicken über die bewaldeten Hügel entlohnt. Die Strecke verläuft nun bis Jagdhaus fast eben und über die Hauptroute des Rothaarsteigs. Der Wisentpfad streift den Ort zwar nur, aber wer mag, kann hier natürlich (nochmals) Halt machen. Nach Jagdhaus geht’s dann lange bergab, statt Wald gibt’s weite Blicke über Wiesen. Der relativ steile Weg ist grob geschottert und deshalb leider nicht ganz so angenehm zu laufen, wie die Waldwege zuvor. Erst im Ihrigetal geht’s wieder auf Waldwegen weiter, die hier aber teilweise sehr schlammig und dadurch weniger gut begehbar waren. Nach einem erneuten Anstieg erreicht man dann kurz vor Wingeshausen das Bockeshorntal, das mit seinem mäandernden Bachbett eine idyllische Kulisse bietet.
Kurzes Fazit: Mit diversen kleinen Foto-Stopps und einer Pause an der Wisent-Hütte waren wir etwa 5 Stunden unterwegs. Der Wisentpfad ist durchgehend sehr gut beschildert – man folgt stets dem Wisent. Der Weg ist abwechslungsreich, mit Wald, Wiesen und einigen Weitblicken. Für manchen Streckenabschnitt ist unbedingt festes Schuhwerk empfehlenswert. Bänke für kurze Pausen oder zum Rasten sind eher rar. Letzteres kann man entweder in der Wisent-Hütte oder in einem der diversen Restaurants und Cafés in Jagdhaus und Wingeshausen. Als Startpunkt würden wir wieder Wingeshausen wählen, aber auch an der Wisent-Wildnis gibt’s einen großzügigen Parkplatz. In Jagdhaus gab’s dagegen – zumindest bei unserer Durchfahrt – keinerlei Parkmöglichkeiten mehr.