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Ich will Meer: Einmal Norderney und zurück

In unregelmäßigen Abständen packt es mich: Ich will raus ans Meer. Und damit meine ich nicht unbedingt, dass ich mich in der Sonne am Strand flezen will. Wellen, Wind und Möwen reichen völlig aus. Leider klappt das nicht immer. Meistens hat man keine Zeit, manchmal ist es zu teuer. In diesem Winter musste es einfach sein.

Von Münster aus ist man – verglichen mit dem Sauerland – dem Meer schon ein kleines Stück näher. Nach einem kurzen Distanzcheck auf der Karte ist schnell klar, dass der schnellste Weg ans Meer über Ostfriesland an die Nordsee führt. Die Dollart-Gegend und diversen Siel-Örtchen entlang der Küste mögen zwar ganz nett sein, kamen aber nicht wirklich in Frage: zuwenig Meer. Mehr Meer findet man auf den ostfriesischen Inseln. Die Fähranbindungen über Emden, Norddeich oder das niederländische Eemshaven sind grundsätzlich gut, nur nicht unbedingt in der winterlichen Nebensaison. Und so fiel die Wahl schließlich auf Norderney.

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Durchatmen im Winter.

Der Plan: Freitagmorgens anreisen, Meer inhalieren und am späten Sonntagnachmittag gemütlich zurück ins Münsterland. Die – zugegeben etwas spontane – Zimmersuche am Montagabend gestaltete sich einfacher als gedacht. Das Angebot war überschaubar – denn von November bis Weihnachten ist klassische Urlaubszeit auf der Insel. Allerdings nicht für Insel-Touristen, sondern die ansässigen Hoteliers und Gastronomen. Auf meine Anfrage per E-Mail reagierte das Staatsbad Norderney prompt am frühen Dienstagmorgen. Nach einem kurzen, freundlichen Telefonat war das Doppelzimmer reserviert.

Freitagmorgen, gegen acht Uhr, ging’s dann los in Richtung Norddeich. Die Autofahrt von Münster schafft man bequem in etwa 3 Stunden und ohne Navi: Über die A31 geht’s immer geradeaus hinauf bis nach Emden. Dort kann man – sofern der Zeitplan noch passt – in der strategisch günstig gelegenen FastFood-Filiale einen kurzen Kaffee-Stopp einlegen. Anschließend kurvt man weiter quer durch Ostfriesland bis Norden-Norddeich.

Alternativ bietet sich ab Münster auch die Fahrt mit der Bahn an. Dank der angebotenen Direktverbindung dauert das auch nicht länger als mit dem Auto und im Ticketpreis ist die Überfahrt mit der Fähre bereits enthalten – theoretisch. Praktisch hätten wir allerdings aufgrund von Bauarbeiten doppelt so lange benötigt – keine Option.

Die (kostenpflichtigen) Großraum-Parkplätze der Reederei sind nicht zu übersehen und liegen unmittelbar am Fährhafen. Es gibt zwar einen Shuttlebus, auf den man aber getrost verzichten kann – sofern man nicht gehkrank ist. Man kann das Auto auch mit auf die Insel nehmen, das aber ist teuer und für die meisten Urlauber sinnfrei. Autolos kostet die Überfahrt mit der Reederei Frisia keine 20 Euro – hin und zurück. Die Tickets kann man direkt vor Ort kaufen.

Einmal an Bord, stellt sich Urlaubsgefühl ein, so dass ich die Überfahrt zur Insel nicht wirklich zur Anfahrt rechnen würde. Zumindest war es so auf der Hinfahrt, denn die Fähre war nur spärlich belegt, das Personal entsprechend entspannt. Bei Rückfahrt am Sonntagnachmittag war das Schiff allerdings proppevoll, die (trockenen) Sitzplätze Mangelware und die Crew beim Versuch innerhalb der knapp einstündigen Fahrt möglichst viele Getränke und Snacks abzusetzen, spürbar gehetzt.

Bei der Ankunft auf Norderney erwartete uns ein Wettermix aus Sonne und Schneeschauern. Und schon wenige Minuten später setzte uns einer der am Hafen bereitstehenden Shuttlebusse in der Nähe unserer Unterkunft ab. Die war definitiv kein Reinfall, liegt zentral im Ort und bis zur Strandpromenade sind es nur wenige Augenblicke zu Fuß. Das Gästehaus Rass hat Charme. Eine Mischung aus alten Dielen, farbenfroher Möblierung und familiärer Atmosphäre. Bequeme Betten und ein leckeres Frühstück im Wintergarten inklusive – was will man mehr?

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Wenig Menschen, viel Meer: Der Norderneyer Nordstrand im Dezember.

Und was macht man im Winter auf so einer Insel? Strandspaziergänge und Kaffeetrinken. Den optimalen Zeitpunkt für den Wechsel von draußen nach drinnen, hat man schnell raus. Abends geht’s zum Fischessen. Die Restaurantauswahl im Winter ist nicht so groß, wie in der Hauptsaison – viele haben zu. „Das kleine Fischrestaurant“ um die Ecke allerdings nicht. Das war tatsächlich klein, Fischsuppe und Co schmeckten aber klasse.

Zugegeben: In der Hochsaison wäre Norderney vermutlich nicht mein Ding. Die Strände taugen zweifelsohne für alle erdenklichen Strandaktivitäten. Doch angesichts der real existierenden Hotelburgen möchte ich mir noch nicht einmal vorstellen, welche Horden von Menschen auf so einer Insel gleichzeitig Platz finden können. Das war im Winter kein Problem. Weitestgehend menschenleere Strände.

Das dem so ist, liegt natürlich auch am Wetter. An der Nordsee kann das Klima rau sein, gerade im Winter. Man muss das mögen und sich darauf einstellen: Gute Bekleidung ist alles! Wind- und wasserdichte Schuhe, Hose und Jacke sollten es schon. Warme Pullover und Socken sind sicher auch nicht verkehrt. Und statt einem Regenschirm (nutzlos bei Wind und den gibt’s genug), sollte man besser eine Mütze einpacken.

Norderney im Winter? Gut zu erreichen, viel Meer, viel Ruhe und durchaus bezahlbar. Wiederholung nicht ausgeschlossen!

Mehr Norderney-Bilder bei flickr

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